Basierend auf den Bauwerksakten und den Hauptinspektionsberichten werden Bauwerksuntersuchungen (SIA 269) zur Vervollständigung der Grundlagen erarbeitet und durchgeführt. Die Arbeiten umfassen Sondagen im Schotterbett, Ermittlung der Gewölbestärke sowie des Zustandes der Bewehrung. Diese werden mit Laboruntersuchungen vervollständigt. Parallel dazu werden Bohrungen in dem Felsen resp. Hangschutt getrieben, um die Geologie aufzuschlüsseln. Vor Ort findet eine visuelle Beurteilung des Bauwerkszustandes durch die projektierenden Ingenieure statt. Mit den Erkenntnissen aus der Zustandserfassung und der Bauwerksuntersuchungen in Kombination mit den Gefährdungsbildern treffen wir Aussagen zum Bauwerkszustand und dessen Tragfähigkeit. Bei der Beurteilung der Tragsicherheit stellen die Bauetappen und der Entwicklung der Baumaterialien (Stampfbeton, Tunnelsteine, Spritzbeton) eine besondere Herausforderung dar. Die BLS Netz AG erwartet aufgrund der Bedeutung der Strecke eine Aussage bezüglich den Auswirkungen im Erdbebenfall.
Der Sevistein III wurde 1915 / 1916 als Ersatz für die sich verformenden Tunnels Sevistein I + II gebaut. Er durchquert dabei unterschiedliche geologische Zonen (Fels, Moränenmaterial, Hangschutt), welche teilweise rutschen oder rutschten. Als Teil des SIM-Korridors auf der Lötschberg Südrampe ist er für die Wirtschaft der Schweiz von nationaler Bedeutung. Die Durchfahrt von SIM- / Güterzügen muss auch während der Realisierung sichergestellt werden. Diesem besonderen betrieblichen Umstand ist bei der Lösungsfindung bereits auf Stufe Vorstudie Beachtung zu schenken. Die betrieblichen Randbedingungen für die Bauzeit dominieren bei diesem Projekt klar die technischen Lösungen. Die Schlüsselproblematik besteht darin, ein Geleichgewicht zwischen der Verfügbarkeit des Tunnels für den Betrieb und den Aufwendungen für den Unterhalt resp. der Instandsetzung zu finden. Nebst dem Tunnel sind die Stütz- und Flügelmauern (Schwergesichtsmauern) mit Instand zu setzen. Durch die Anforderungen an das Lichtraumprofil wird eine Sohlabsenkung im Tunnel notwendig, sowie stellenweise ein Ersatz des Parlamentes zur Gewährleistung des Dienstweges. Um die baulichen Massnahmen zu minimieren und um die Machbarkeit zu gewährleisten, wird bereits in der Vorstudie die Trassierung studiert und der Betrieb resp. die Intervallplanung mit einbezogen.